Sehr empfehlenswert: Das kleine
Erika Fuchs Museum in Schwarzenbach
Viele Grüße an die Gemeinde
Ulli
Zum Abschluss der Wienreise gibt es kein Café, sondern etwas Ernüchterndes: Einen der beiden Flaktürme im Augarten und einer von insgesamt sechs in Wien, die noch am Ende des Krieges völlig sinnlos von Zwangsarbeitern errichtet werden mussten. Bisher kannte ich den nur aus dem Brenner-Roman von Wolf Haas, aber nun stand ich zum ersten Mal tatsächlich davor und das monströse Betongebirge baute sich fünfzig Meter hoch und quasi unzerstörbar vor mir auf. Angesichts der Umstände seiner Errichtung verbietet sich der Gedanke, aber dennoch finde ich, dass es genau das wäre, was München verdient hätte und zwar das Hundertfache davon, denn nirgendwo wird häufiger daran erinnert, dass der A.H. „ja eigentlich ein Österreicher war“.
Dem Landtmann merkt man seine Nähe zum Burgtheater an, denn alles ist auch hier theatralisch. Hinein kommt man nur, indem man das Zirkuszelt vor dem Eingang durchquert, wo das Publikum, das sich selbst für die Attraktion hält, neben denen sitzt, die am ersten freien Tisch hängen bleiben oder einfach nur eine rauchen wollen. In den riesigen Innenraum, also die eigentliche Bühne, gelangt man nur, wenn es der Regisseur, also der Oberkellner, gestattet, andernfalls wird man in einem Nebenraum platziert, wo man nicht unangenehm auffällt. Man merkt bald, dass das Stück, wenn auch mit wechselnder Besetzung, schon so oft gespielt worden ist, dass nur eine Neubesetzung noch ein wenig aufgeregt ist, während alle anderen halt ihren Job machen. Professionell, aber auch ein wenig mechanisch. Das Landtmann hat auf jeden Fall Stil und Kaffee und Speisen sind hervorragend, aber ihm fehlt ein bissl der Charme, den nur ein schon in die Jahre gekommenes Kaffeehaus haben kann, wo man zwar ebenso professionell bedient wird, aber die Oberfläche durch eine etwas schmierige Patina veredelt wird, und wo es nichts macht, wenn man mal seinen Text vergisst.
Das Camus ist kein klassisches Wiener Kaffeehaus, sondern anscheinend eine eher vom jugendlichen Publikum frequentierte Kneipe, aber wer sich nach dem französischen Philosophen benennt, verdient einen zweiten Blick. Zuerst fällt auf, dass man eine halbe Treppe hinab muss, also vielleicht im Sinne einer Metapher für den Tod. Wenn dem so ist, dann ist das Camus ein sehr hübsches und bequemes Grab. Da legt man sich gerne rein. Camus wird ja meist irrtümlich für einen Existenzialisten gehalten, dabei teilte er nicht dessen Annahme, dass die Existenz der Essenz vorausgeht: „Sie gehen und erheben sich beide im gleichen Schritt.“ Das ist offensichtlich wahr, denn der Old Fashioned, den ich bestellt habe, kam ohne Eis, war also die reine Essenz und haute so dermaßen rein, dass ich meiner Existenz aber so was von versichert wurde und das ganz ohne Schritt, sondern im Sitzen. Dem Leid und dem Elend in der Welt sei kein Sinn abzugewinnen, sagte Camus. Da hat er Recht, aber der Freude und dem Genuss durchaus schon – wofür man zwar nicht ins Café Camus gehen muss, aber es tun sollte.
Im Café Eiles fand im Juli 1934 das letzte Treffen der Nazis vor dem misslungenen Putschversuch gegen die Dollfuß-Regierung statt. Der Ort hat ihnen offenbar kein Glück gebracht. Wie will man auch eine Regierung stürzen, wenn man sich zuvor den Magen mit so vielen schönen Sachen überladen hat. Insofern haben der gute Kaffee und die leckeren Kuchen wohl einen faschistischen Umsturz verhindert. Man kann sich also nur wünschen, dass der Kickl und seine Minions sehr oft und ausgiebig im Eiles speisen.
Der Namensgeber des Platzes, nach dem das Café benannt ist, wurde vom Kaiser bei der Jagd erschossen. Das muss man im Café Schwarzenberg nicht befürchten, da die Monarchie ja schon lang abgeschafft ist. Das Schlimmste, was einem dort passieren kann, sind plappernde amerikanische Touristen. Ansonsten ist alles genauso, wie es sein soll.
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