Im Café Vollpension in Wien

In der MUK, der Musik- und Kunst-Privatuni der Stadt Wien findet man eine der Filialen des sogenannten Generationencafés, das alten Leuten mit geringer Pension Beschäftigung gibt und einen Zuverdienst erlaubt. Darum schmeckt der Kuchen wie bei Oma, wobei Leute, deren Oma auch das Teewasser hat anbrennen lassen, vermutlich lieber woanders hingehen würden. Dazu besteht hier aber wirklich kein Grund. Die Einrichtung des Cafés ist laut Selbstbeschreibung „Turbokitsch“. Ob das zutrifft, ist wohl Geschmacksache, aber keineswegs kitschig, sondern schön ist, dass kein Stuhl dem anderen gleicht. Das ist gut so, denn schließlich gilt das auch für die Menschen, die auf den Stühlen sitzen. Nur was den Kuchen betrifft, darf es morgen gerne das Gleiche sein. Und übermorgen auch.

Im Café Diglas in Wien

Das Diglas scheint immer sehr gut besucht zu sein. Man ist auf den Massenandrang aber gut vorbereitet und betreibt ein mechanisches Klavier, das die Wünsche des touristischen Publikums erfüllt, bevor sie noch geäußert werden und das, ohne mit den Augen zu rollen und einen urwienerischen Fluch zu nuscheln. Der Platzanweiser ist ein hagerer Riese, der den Überblick hat und darüber hinaus alle urwienerischen Flüche in zehn Sprachen nuscheln kann.

Im Café Ministerium in Wien

Im Café Ministerium gibt es alles, wofür man ins Kaffeehaus geht, vor allem Ruhe und Frieden. Um hineinzukommen, muss man keine Beziehungen haben und keinen Antrag stellen, das sollte man wissen. Aber auch wenn es unangenehm ist, es auszusprechen: Das Beste am Café Ministerium ist, dass man, wenn man drin ist, nicht das furchtbare Kriegsministerium sehen muss, das draußen breitbeinig am Ring herumlungert und jedem mit einer Tracht Augenprügel droht, der es schief anschaut. Darum: lieber ein Bier zuviel bestellen, damit man länger sitzen bleiben kann, aber nicht so viele Biere, dass man alles doppelt sieht, denn das wäre, weil man ja doch irgendwann wieder hinaus muss, nicht auszuhalten.

Im Café Naschkätzchen in Wien

Ob aus einer Katze noch einmal ein Kätzchen wird, hängt wohl vor allem davon ab, wie sie sich beträgt. Diese hier mag es lieber süß als salzig, aber gerne von allem ein bisschen. Ansonsten macht sie wie alle Katzen, was sie will. Kratzen tut sie aber nicht und bisher scheint auch noch nichts zu Bruch gegangen zu sein, doch darüber würden Felinophile eh hinwegsehen. Und weshalb das Café inzwischen im Tiefparterre liegt, ist jedem Katzenfreund klar, der gesehen hat, wie oft sich eine Katze im Kreis dreht, bis es endlich gemütlich ist. Hier ist es sehr gemütlich.

Im Café Frauenhuber in Wien

Vom Menschen wird ja behauptet, dass er sich mittels Stoffwechsel alle sieben Jahre erneuert und dann eigentlich nicht mehr derselbe ist. Wir haben dennoch das Gefühl, dass sich nichts Wesentliches ändert und das ist vermutlich am Ende auch gut so. Das Café Frauenhuber konnte schon seinen 200. Geburtstag feiern und dennoch hat man das Gefühl, dass sich seit Anbeginn nichts Wesentliches geändert hat, auch wenn das natürlich nicht stimmt – es ist eh niemand mehr am Leben, der es bezeugen könnte – und außer der Küche weiß sowieso niemand genau, wie schnell der Stoffwechsel eines Kaffeehauses ist. Wie immer ist auch das am Ende gut so, denn es gibt Dinge, die will man gar nicht wissen. Jedenfalls gilt das Café, obwohl es mehrmals die Persönlichkeit gewechselt hat, heute als das älteste durchgehend betriebene Kaffeehaus Wiens. Anders als bei den Leuten, die das von sich behaupten, ist es für das Lokal aber tatsächlich schon mindestens das zweite Leben, denn am selben Ort befand sich zuvor ein Restaurant, in dem angeblich Mozart und Beethoven persönlich musiziert haben sollen, wobei die beiden Herren bei genauerer Betrachtung in jedem Gebäude Wiens entweder gewohnt oder musiziert haben. Daran sieht man aber nun, dass Kaffeehäuser auch nur Menschen sind wie du und ich und vor Gefallsucht nicht gefeit.

Im Café Sperl in Wien

Als ich mich auf einen anderen Platz setze und erkläre, warum, erzählt die Frau Ober, dass die gesamte Fensterseite im Sommer aber neu gepolstert werde. Das Muster werde eigens dafür in Frankreich gewebt und müsse aus Denkmalschutzgründen aussehen wie das Original. Das ist zwar einerseits schön, aber dennoch schade, weil man momentan fast bis zum Nabel in dem durchgesessenen Polster versinkt und nach Schnitzel und Sperltorte erst recht nicht mehr hochkommt. Aber wer will das schon? So darf man hocken bleiben, bis das Lokal schließt und einem die Frau Ober hinaushilft.

Im Café Prückel in Wien

Wer auch immer das Café Prückel geplant und gebaut hat, muss sich gedacht haben: Der Mensch hat Bedürfnisse. Oben tut er was rein, unten muss es wieder raus. Darum ist der Gastraum oben und die Toiletten sind unten. Und damit der Mensch, auch wenn er oben des Guten zuviel hineingetan hat, trotzdem noch rechtzeitig nach unten kommt, bauen wir nicht nur eine Treppe, sondern gleich zwei, eine links herum und eine rechts herum, so ist für jeden was dabei. Ungeschickt ist aber, dass beide Treppen erst nach dem Gang durch ein Nadelöhr zu erreichen sind, denn der Abgang zu den Klos befindet sich mitten im Eingang zur Küche, so dass es gar nicht möglich ist, einem der vielen geschäftigen Ober nicht auf die Füße zu steigen oder ihm wenigstens im Weg herumzustehen. Vielleicht mochte der Architekt keine Ober oder keine Gäste oder überhaupt keine Menschen oder er gehörte zu denen, die immer bloß schnell auf einen Kleinen ins Kaffeehaus eilen und darum nie Zeit haben, die Pointe auch ordentlich zu Ende zu erzählen.

Auf dem Sprung nochmal abgebogen

Eichhörnchen auf dem Sprung

Das war sicherlich eine mega tierische Vernissage!
Ich war schon auf dem Sprung nach Speyer,
um mir den liebevoll umgesetzten Zoo mal anzuschauen und mit euch auf das Gesamtwerk anzustossen – zumindest mit denen, deren Killerzellen dem Virus trotzen. Da verstellte doch glatt mein Sohn die Weichen meiner Sprungbahn in Richtung Amsterdam, wo wir dann gemeinsam das WoE verbrachten . Tja, es gibt unverhoffte Abbiegungen im Leben… .  😉
Bis zum nächsten Sprung nach Rendburg.
Wir seh’n uns!

Expertenbefragung

Lieber Kaffeehausexperte Tibor,

sind dir diese Gestalten auf deiner Forschungsreise in Wien auch über den Weg gelaufen (oder besser: gesessen)?

(Wieder aus einer Karikaturenzeichneranleitung von 1938. Ich bringe sie mit nach Rendsburg.)

 

So sah das Tier des Tages zwischendurch aus

Hier kannst Du das Video sehen:
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Bevor mich das Virus aus der Arbeit herausschleuderte, konnte ich grad noch dieses kleine Video drehen. Da waren die ca. 380 Bilder bereits sortiert, ausgelegt und fürs Rahmen vorbereitet.

Die wirklich harte Arbeit haben dann alle anderen erledigt – siehe Lottes Beitrag. Aber da leg ich schon schwitzend im Bettchen 🙂

Merci an alle, die beigetragen haben – mit Bildern, Arbeit, Geld, Vernissagebesuch und sowieso.

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