In der Reformsynagoge Beit Daniel in Tel Aviv herrscht eine sehr freundliche und lockere Stimmung, noch mehr als in einem evangelischen Jugendgottesdienst. Während die letzten Gemeindemitglieder eintrudeln, zupft die Rabbinerin die Gitarre. Dann wird viel gesungen und man bleibt in Bewegung, denn hier steht und sitzt man im Wechsel noch öfter als bei den Katholiken. Dafür muss man nicht knien, was sicher gesünder ist. Schön ist auch, dass es nicht nach Weihrauch stinkt und Männer und Frauen nicht getrennt werden. Kinder laufen umher und wer zwischendrin auf die Toilette muss, geht einfach. Ein zweiter Rabbiner liest aus der Tora, verleiht ein Stipendium an einen jungen Mann und stellt der Gemeinde Fragen. Das alles dauert nicht länger als ich für meine Skizze benötige, denn alle freuen sich auf das Essen. Zuvor gibt es aber im Gemeindesaal noch einen kleinen Becher süßen Wein zum Kiddusch. Für die orthodoxen Israelis in unserer Gruppe war der Kulturschock sicher größer als für einen Atheisten wie mich.

